Der Stößener Glockenstein
Nach fast 30 Jahren kehrte der Stößener Glockenstein im Jahr 2024 an seinen ursprünglichen Standort nahe dem Ortsausgang in Richtung Naumburg zurück, vor das Grundstück in der Naumburger Straße 23a.
Der markante, glockenförmig behauene, graue Sandstein, heute ein bedeutendes Zeugnis preußischer Ingenieurskunst, wurde 1817 vermutlich im Zuge der Pflasterung der damaligen Staatschaussee Nr. 73 zwischen Naumburg und Zeitz errichtet.
Während einer Straßensanierung ab 1991 war der Stein am Schützenhaus aufgestellt worden.
Glockensteine wie dieser dienten als wichtige Orientierungshilfen entlang der Poststraßen, die das Rückgrat des Verkehrs- und Nachrichtennetzes des preußischen Staates bildeten. Sie halfen Reisenden, Kutschern und Postbeamten, die zurückgelegten Distanzen genau zu messen, was in einer Zeit ohne moderne Kommunikationsmittel von entscheidender Bedeutung war.
Der hier aufgestellte Viertelmeilenstein markierte eine Distanz von 2,25 Kilometern, eine Strecke, die ein Fußgänger in etwa einer halben Stunde zurücklegte.
Adam Friedrich Zürner, ein herausragender Geodät und Kartograf, der im Auftrag von August dem Starken zwischen 1712 und 1732 die sächsischen Straßen vermaß, war maßgeblich an der Einführung solcher Distanzsteine beteiligt. Bei seiner Vermessungsreise am 8. und 9. Oktober 1722 stellte er fest, dass auf einem „freyem Feld“ nahe Stößen, zwischen Grözsch (heute Görschen) und einem damals bekannten „langen Stein“, ein solcher Distanzstein errichtet werden sollte. Dieser Ort, heute schwer zu lokalisieren, markierte einst einen wichtigen Punkt auf einer der Hauptrouten des frühen 18. Jahrhunderts.
Mit der Wiederaufstellung des Glockensteins an seinem Originalstandort kehrt nicht nur ein Stück historische Infrastruktur zurück, sondern auch ein Symbol für die Bedeutung der Verkehrswege in der Entwicklung von Handel, Kommunikation und Kultur in der Region.
Zusätzliche Informationen zum Glockenstein
- Glockensteine sind besonders für ihre charakteristische Form bekannt, die an eine Glocke erinnert. Diese Form wurde in Preußen standardisiert, um eine einheitliche und leicht erkennbare Markierung entlang der Straßen zu gewährleisten.
- Sie waren Teil eines größeren Systems von Meilensteinen, das im Zuge der preußischen Postreform im frühen 19. Jahrhundert eingeführt wurde. Dieses System ermöglichte eine genauere Planung von Reise- und Postrouten und trug zur wirtschaftlichen Entwicklung der Regionen bei, die an diesen Straßen lagen.
- Die Inschriften auf den Glockensteinen, die oft verloren gingen, gaben nicht nur die Entfernung zum nächsten Ort an, sondern häufig auch die Entfernung zu größeren Städten oder wichtigen Kreuzungen.